DR. MOSHÉ FELDENKRAIS

 

 

Dr. Moshé Feldenkrais (1904–1984) wurde in Slavuta geboren, einer kleinen Stadt in der heutigen nördlichen Ukraine. Ein paar Jahre danach übersiedelte die Familie nach Baranovichi, einer Stadt mit lebendiger jüdischer Kultur, heute eine weißrussische Großstadt. Mit diesem Erbe ausgestattet wanderte er 1918 nach Palästina aus, und war somit eines jener Mitglieder der jüdischen Gemeinde, die dadurch als einzige überlebt haben.

In Palästina beteiligte er sich am Aufbau von Tel Aviv und entwickelte ein großes Interesse an vielerlei Sportarten. 1928 ging er nach Paris und studierte dort Elektrotechnik, Maschinenbau, Mathematik und Physik, promovierte an der Pariser Sorbonne, war danach im Labor des Ehepaares Pierre und Marie Curie tätig zur Zeit ihrer Arbeit an der ersten Kernspaltung in Frankreich (1938). In dieser Zeit lerne er auch Dschingaro Kano kennen, den Begründer des modernen Judo, wurde erster europäischer Träger des Schwarzen Gürtels, und gründete den Judoclub von Paris. Von ihm liegen zwei Schriften über Judo vor.

1940 entkam Feldenkrais den einmarschierenden Nationalsozialisten, und nahm in England seine Tätigkeit in der britischen Admiralität auf. Sein Interesse für die Neuro- und Verhaltensphysiologie wurde noch verstärkt durch die Arbeit seiner Frau, Yona Rubinstein, die Kinderärztin war, was ihm ermöglichte Lernprozesse von Kindern zu beobachten.
Aufgrund einer Knieverletzung begann er sich in der Folge intensiv mit seinen Bewegungsmustern zu befassen. In monatelanger disziplinierter Arbeit beobachtete er mittels langsamer, kleiner Bewegungen seine Gewohnheiten, und es gelang ihm seine Bewegungsprozesse wiederherzustellen und zu verfeinern. Sein Hauptinteresse galt daraufhin den individuellen Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen. In seinem Buch „Der Weg zum reifen Selbst“, Junfermann-Verlag (orig. “Body and Mature Behaviour”, 1949) stellte er erstmals die Grundlagen seiner Methode dar.

Anfang der fünfziger Jahre holte Israel Feldenkrais als Physiker an das wissenschaftliche Forschungsinstitut der Armee, dessen Leiter er wurde. Er hielt Vorlesungen über Verhaltensphysiologie an der Universität von Tel Aviv, aber bald auch an der Sorbonne, und an den Universitäten von England und den Vereinigten Staaten Nordamerikas. Seine Vorträge sind zum Teil in Büchern erschienen, die in viele Sprachen übersetzt wurden. In deutscher Übersetzung hat neben dem Junfermann-Verlag der Suhrkamp-Verlag einige veröffentlicht, u.a. „Bewußtheit durch Bewegung“, „Der aufrechte Gang“, „Abenteuer im Dschungel des Gehirns“, „Der Fall Doris“, und „Das starke Selbst“.

Dr. Feldenkrais arbeitete weltweit mit unzähligen Menschen. Unter den Bekanntesten sind Peter Brooke, Moshe Dayan, Ben Gurion, Igor Markévitch, Yehudi Menuhin und Narcisco Yepes zu nennen. Ab 1966 bildete er (hauptsächlich in Israel und zuletzt in den USA) Lehrer aus, die heute neue Feldenkraispädagogen ausbilden.

Wie viele bedeutende Künstler und Denker vergleichbarer Herkunft, ist Feldenkrais von dieser geprägt. In seiner 2004 erschienenen Schrift zum 100. Geburtstag von Moshé Feldenkrais schreibt Werner Kraus: „Wer immer und was immer Moshé Feldenkrais auch war, er war in erster Linie ein jüdischer Denker, ein Vertreter der großartigen Tradition des Ostjudentums…“

 

 

 

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Moshé Feldenkrais
(Fotos: Hans E. Czetczok)